Eigentlich ist es ziemlich einfach. Je höher die Sicherheitsstufe eines Fahrradschlosses ist, desto sicherer ist es gegenüber Gewalteinwirkungen und Aufbruchversuchen.
Deswegen gelten die Sicherheitsstufen als gute Orientierung, falls Sie ein neues Fahrradschloss kaufen wollen. Es sollte allerdings auch bei einer Orientierungshilfe bleiben. Warum? Es gibt kein einheitliches System, nach dem die Sicherheitsstufen vergeben werden.
Keine einheitliche Vergabe
So kommt es, dass praktische alle namhaften Hersteller wie z.B. ABUS, Axa, Kryptonite, Knog, Onguard oder Trelock Sicherheitsstufen vergeben, diese sich aber von Hersteller zu Hersteller unterscheiden.
Und das ist wohl das größte Problem, zumindest wenn Sie Schlösser unterschiedlicher Hersteller vergleichen.
Sicherheitsstufen im Überblick
Hier ein kleiner Überblick über die maximalen Sicherheitsstufen. Bereits hier sehr deutlich, wie groß die Unterschiede in der Bewertung sind.
- Abus hat 15 Sicherheitsstufen
- Axa hat 15 Sicherheitsstufen
- Knog hat 10 Sicherheitsstufen
- Kryptonite hat 10 Sicherheitsstufen
- Onguard hat sogar 100 Sicherheitsstufen
- Trelock hat 6 Sicherheitsstufen
- Zefal hat 5 Sicherheitsstufen
Helfen können diese Klassifizierungen natürlich trotzdem, aber leider nur dann, wenn Sie Fahrradschlösser desselben Herstellers miteinander vergleichen. Das größte Problem an der Vergabe der Sicherheitslevel ist, dass jedes Unternehmen andere Faktoren in die Bewertung einfließen lässt.
Die Firma ABUS z.B. lässt drei wesentliche Faktoren in die Bewertung einfließen. Zum einen die Sicherheitsmerkmale (Zylindertechnik, Bügelstärke, Kettenstärke usw.), es werden aber auch die Bedienbarkeit und sogar das Design berücksichtigt.
Bei anderen Unternehmen wie Kryptonite oder auch Trelock spielt nur die Aufbrauchsicherheit eine Rolle bei der Bewertung. Grundsätzlich können Sie die Sicherheitsstufen in Ihre Kaufentscheidung einfließen lassen.
Auch wenn die Schlösser unterschiedlich bewertet werden, ist ein hohes Sicherheitslevel immer in Indikator für ein hochwertiges Schloss.
Außerdem ist es wichtig, dass Sie reell einschätzen, wie gefährdet Ihr Fahrrad ist und nicht an der falschen Stelle anfangen zu sparen. Ein gutes Schloss kostet etwa 10 %, manche sagen sogar 20 %, des Fahrradpreises. Ich persönlich bin eher ein Freund davon die Situation individuelle einzuschätzen.
Unabhängige Bewertungen und Prüfsiegel
Kein Fahrradschloss ist 100 % sicher. Mit genügend Zeit und dem richtigen Werkzeug lassen sich auch Schlösser mit der höchsten Sicherheitsstufe knacken. So kann es passieren, dass auch mal ein herstellerseitig sehr hoch bewertetes Schloss durch einen Test fällt.
Eine deutlich bessere Orientierung als die interne Sicherheitseinstufung sind daher die Prüfplaketten von unabhängigen Testinstitutionen. Allen voran sollten Sie auf Plaketten von Stiftung Warentest oder dem VdS achten und ab einem gewissen Wert des Rades sogar gezielt danach suchen.
Es gibt Versicherer, die ab einem gewissen Wert darauf bestehen, dass ein solches Schloss genutzt wird. Andernfalls verfällt bei einigen Versicheren der Versicherungsschutz. Um ganz sicherzugehen, gibt es noch 7 weitere Dinge, die Sie tun können, um Ihr Fahrrad zu sichern.
Auf einheitliche Testungen achten
Unabhängige Tests sind super und warum sie so wichtig sind, das zeigt z.B. die Prüfnorm DIN EN 15496. Dieses einheitliche Prüfverfahren für Fahrradschlösser umfasst folgende Punkte:
- einer Zugkraft von 30Kn standhalten
- einer Drehbelastung von 500Nm standhalten
- einer Schneidfestigkeit von 55Kn standhalten
- Schlagfest bei Minus 20 Grad sein
- eine Bohrdauer von 120 Sekunden auf die Verriegelung standhalten
- eine Sägedauer von 45 Sekunden standhalten
- einem Picking Versuch 180 Sekunden standhalten
Ist der Test mit diesem Verfahren abgeschlossen, wird das Schloss bewertet und bekommt eine Prüfplakette.